Rainer R. Lorenz

 

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"objekt 0.1 "

Ein durch den Geräuschpegel im Publikum gesteuertes Klangobjekt

von Rainer R. Lorenz

Ein Computer produziert Töne nach dem im Bild dargestellten Prinzip eines Attraktors: jeder x-Wert entspricht einer Tonhöhe. Über den Schallpegel, der mit dem Mikrofon im Publikumsraum aufgenommen wird, steuert die Steilheit der Parabel die Qualität der Tonauswahl; je höher der Pegel, desto chaotischer die Tonauswahl. Mit der Qualität der Tonauswahl ändert sich auch die Klangfarbe und Lautstärke der synthetisch generierten Töne, der Rhythmus (gleich bleibend schnelle, gleichförmige Achtelbewegung) ändert sich nicht.

Attraktor objekt1

Befindet sich dieses System im (labilen) Gleichgewicht, d.h. wird der Pegel des Mikrofons ausschließlich durch den Pegel der vom System selbst erzeugten Töne bestimmt, sind die Töne leise, sinusförmig, ruhig. Die Tonauswahl beschränkt sich auf 2-3 Töne im Terzabstand. Wird der Pegel durch Schallereignisse von außerhalb des Systems erhöht, reagiert das System durch eine tendenziell chaotischere Tonauswahl mit größerer Tonhöhenamplitude, erhöhte Lautstärke und obertonreichere Klangfarbe. Durch einen programmierten, dynamischen Dämpfungs-Logarithmus beruhigt sich das System wieder, soweit es nicht wiederholt erregt wird. Kommt es durch wiederholt laute, zusätzliche Schallereignisse und damit durch einen relativ hohen Schallpegel am Mikrofon zu einer überhöhten Steilheit der Parabel, explodiert die dem System zu Grunde liegende, rekursive Gleichung; es kommt zur Katastrophe: in hoher Lautstärke werden dem Erregungs-Zustand entsprechende Musikzitate der Hoch- und Spätromantik der Orchestermusik (bis hin zum einschlägig missbrauchten "Les Preludes" von F. Liszt) eingespielt. Danach wird das System in ein beruhigten Zustand zurückversetzt, um dann erneut provoziert werden zu können. Die Empfindlichkeit des System nimmt von Katastrophe zu Katastrophe zu.
Anlass der Produktion (1993) von "Objekt 0.1" war die Diskussion mit Kollegen über so genannte "interaktive" Werke/Live-Elektronik in der Musik mit den Mitteln der zu dieser Zeit zur Verfügung stehender Computer (NeXt-Cube/ISPW).

Rainer. R. Lorenz, Okt. 2001